Wenn Zahnschmerzen den Schlaf rauben
03. Januar 2025Schlaf ist ein zentraler Baustein für die eigene Gesundheit und das Wohlbefinden. Da sind sich Experten gleichermaßen wie jeder Mensch, der schon einmal an Schlafstörungen gelitten hat, einig. Zudem kommen Faktoren wie die Ernährung, Routinen und der Tagesrhythmus, die einen erheblichen Einfluss auf die Schlafqualität haben. Was allerdings oft unbeachtet bleibt, ist die Tatsache, dass auch die Zahngesundheit eine entscheidende Rolle spielt, wenn man nachts nicht zur Ruhe kommt.
Welchen Einfluss haben Zahnschmerzen auf den Schlaf?
Plötzlich mit akuten Zahnschmerzen aufwachen? Eine echte Horrorvorstellung und sicher ein Grund, warum dann an Schlaf kaum mehr zu denken ist. Was jedoch deutlich weitreichendere Folgen hat: Anhaltende Beschwerden, die den Schlafrhythmus längerfristig unterbrechen. Lösen Zahnschmerzen einen chronischen Schlafmangel aus, reichen die Konsequenzen von einer eingeschränkten Leistungsfähigkeit bis zu einer spürbaren Minderung der Lebensqualität. Selbst das Immunsystem kann geschwächt werden und die psychischen Belastungen steigen.
Warum empfinden wir Zahnschmerzen nachts stärker?
Zahnschmerzen nehmen in der Nacht häufig an Intensität zu. Aber warum eigentlich? Einerseits begünstigt die horizontale Lage die Durchblutung. Das führt wiederum dazu, dass zusätzlich Druck auf Gefäße und Nerven ausgeübt wird. Das Gewebe kann sich weiter ausdehnen und die Beschwerden damit verschärfen. Auch die Psyche spielt eine wesentliche Rolle, wenn wir den Zahnschmerz in der Nacht verstärkter wahrnehmen. Tagsüber lenken uns Aktivitäten ab, während die Aufmerksamkeit nachts fokussiert auf den Schmerz gerichtet ist.
Nachts reduziert sich zudem die Konzentration des Hormons Cortisol. Dieser natürliche Rückgang am Abend unterstützt den Körper dabei, sich zu entspannen und auf den Schlaf einzustimmen. Gleichzeitig besitzt Cortisol entzündungshemmende Eigenschaften, die bei der Kontrolle von Entzündungsreaktionen im Körper hilfreich sind. Diese Wirkung ist besonders wichtig für die Bekämpfung von Infektionen und die Heilung von Verletzungen. Wenn Cortisol am Abend abnimmt, können Schmerzen, wie beispielsweise bei einem Zahn, verstärkt wahrgenommen werden.
Was sind die Ursachen für nächtliche Zahnschmerzen?
Nächtliche Zahnschmerzen resultieren häufig aus entzündeten Zahnwurzeln, Karies oder Zahnfleischproblemen wie Parodontitis. In einigen Fällen strahlen Beschwerden von umliegenden Bereichen, etwa den Nebenhöhlen oder dem Ohr, in die Zähne aus. Kiefergelenkprobleme oder fehlerhafte Zahnfüllungen können ebenfalls zu den Auslösern gezählt werden.
Ein häufiges Problem für Schlafstörungen durch Zahnschmerzen stellen mechanische Belastungen wie Zähneknirschen dar, die den Zahnschmelz und die Kaumuskulatur beeinträchtigen.
Wenn Bruxismus den Schlaf beeinflusst
Zähneknirschen, auch Bruxismus genannt, tritt meist unbewusst während des Schlafs auf. Neben direkten Zahnschäden treten oft Verspannungen sowie nächtliche Schmerzen im Kiefer-, Nacken- und Kopfbereich auf.
Die Schlafqualität leidet erheblich unter den Folgen des nächtlichen Knirschens. Unruhige Nächte ohne Erholung verstärken Stress und Anspannung. Dies führt zu einem Kreislauf, in dem das Zähneknirschen und die damit verbundenen Beschwerden einander verstärken.
Die Ursachen für Zähneknirschen sind vielfältig. Stress gilt als einer der Hauptauslöser. Aber auch Fehlstellungen der Zähne, muskuläre Dysbalancen oder Funktionsstörungen im Kieferbereich tragen dazu bei. Ohne gezielte Behandlung von Zahnarzt oder Zahnärztin können sich die Symptome verschlimmern und die Schlaf- sowie Lebensqualität dauerhaft beeinträchtigen.
Wird Bruxismus als Auslöser festgestellt, zielt eine effektive Therapie darauf ab, die Ursachen zu adressieren und das Zähneknirschen nachhaltig zu reduzieren. So finden Betroffene allmählich wieder zu einem ausgewogenen Schlaf. Eine Alternative bieten etwa spezielle Schienen, die die Abnutzung der Zähne durch das Knirschen verhindern und den Druck reduzieren. Der Zahnarzt oder die Zahnärztin berät über eine geeignete Behandlung und gibt professionelle Tipps für den Alltag.
Was hilft gegen Zahnschmerzen in der Nacht?
1. Schmerzmittel einsetzen
Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol sind effektive Erste-Hilfe-Maßnahmen gegen plötzliche, nächtliche Zahnschmerzen. Die Einnahme sollte immer gemäß der Packungsbeilage und nicht über einen längeren Zeitraum erfolgen.
2. Kühlung der betroffenen Stelle
Ebenso ist ein kalter, nasser Lappen oder ein in ein Tuch gewickeltes Kühlpad an der Außenseite der Wange. Da die Kälte die Nervenaktivität hemmt, reduzieren sich Schwellungen und der Schmerz wird gelindert. Wichtig ist, die Haut nicht direkt mit den kalten Pads zu berühren. Die Kühlung sollte in Intervallen von 15 Minuten Kühlen und 10 Minuten Pause erfolgen.
3. Mundspülung mit Salzwasser
Eine lauwarme Salzlösung (ein Teelöffel Salz in einem Glas Wasser) kann entzündungshemmend wirken und Schmerzen durch Reizungen im Mund lindern. Bei der Spülung sollte auf ein zu starkes Gurgeln verzichtet werden, um das gereizte Gewebe nicht weiter zu belasten.
4. Beruhigung durch Ablenkung
Da Schmerzen in der Ruhephase intensiver wahrgenommen werden, kann Ablenkung, etwa durch entspannende Musik oder Hörbücher, helfen, die Aufmerksamkeit vom Schmerz wegzulenken.
5. Aufrechtere Schlafposition
Das Liegen in flacher Position kann den Blutfluss zum Kopf erhöhen und den Druck auf die betroffene Stelle verstärken, was den Schmerz intensivieren kann. Eine erhöhte Lagerung des Oberkörpers, etwa durch zusätzliche Kissen, hilft, diesen Effekt zu minimieren und den Schmerz erträglicher zu machen.
Die genannten Maßnahmen lindern den Schmerz meist nur vorübergehend. Es ist wichtig, möglichst frühzeitig einen Zahnarzttermin zu vereinbaren, um die Ursache der Beschwerden abzuklären und behandeln zu lassen. Wenngleich die Schmerzen nachlassen, bleibt die zugrunde liegende Problematik bestehen und kann unbehandelt schnell zu Komplikationen führen.
Wer nächtliche und vor allem akut auftretende Zahnschmerzen, selbst nach einigen Maßnahmen, nicht mehr aushält, sollte den Zahnarztnotdienst aufsuchen. Informationen zu diensthabenden Zahnärzten oder Zahnärztinnen sind online zu finden. Im Fokus des Notdienstes steht die sofortige Schmerzlinderung. Weiterführende Behandlungen erfolgen in der Regel am darauffolgenden Tag durch den behandelnden Zahnarzt oder die behandelnde Zahnärztin. In dringenden Fällen kann auch eine Notaufnahme im Krankenhaus konsultiert werden.
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