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Welche Gründe gibt es für einen Besuch beim Kieferorthopäden?

10. Juni 2024

Essen, sprechen und sogar atmen – all das funktioniert nur dank unserer Zähne und unseren Kiefern. Fehlstellungen können da gravierende Folgen haben. Der Wunsch nach schönen, geraden Zähnen ist also ein wichtiger, aber bei weitem nicht der einzige Grund für eine kieferorthopädische Behandlung. Welche Gründe sprechen für einen Besuch beim Kieferorthopäden?

Die Ästhetik ist einer der häufigsten Gründe

Sie lächeln von Plakaten, von der Kinoleinwand oder von der Werbetafel: Menschen mit einem strahlenden Lächeln. Sie repräsentieren das Ideal von Jugend und Gesundheit. Kein Wunder, denn Studien belegen, dass Menschen mit geraden Zähnen attraktiver wirken und häufig erfolgreicher sind, Fehlstellungen hingegen können negative psychosoziale Folgen haben. Doch nicht jedem ist von Natur aus ein perfektes Gebiss gegeben: Schiefe Zähne, Verfärbungen oder ein Überbiss hindern so manchen an einem unbeschwerten Lächeln. Vielleicht sogar daran, im Beruf ins Rampenlicht zu treten. Die Ästhetik ist also einer der häufigsten Gründe für eine kieferorthopädische Behandlung. Sowohl Fehlstellungen als auch Verfärbungen und viele weitere ästhetische Probleme lassen sich mit einem entsprechendem Therapieplan korrigieren – sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen. 

Gestörte Funktion von Zähnen und Kiefern

Beim Atmen, Kauen, Schlucken und Sprechen spielen viele verschiedene Muskeln zusammen. Eine Fehlstellung der Zähne oder des Kiefers kann dies beeinträchtigen und zu Störungen führen. Probleme bei der korrekten Aussprache, beim Kauen oder Beißen können nur einige der Folgen sein. So zählt etwa das Lispeln zu einer häufigen Sprachstörung in Folge von Kieferfehlstellungen oder Zahnproblemen. Kieferorthopäden achten bei der Behandlung daher nicht nur auf die Ästhetik, sondern haben aus diesen Gründen auch die Funktion im Blick. Mit verschiedenen Therapieansätzen wie Zahnspangen oder Alignern können die Fehlstellungen von Zähnen (dentoalveoläre Dysgnathie) oder Kiefern (skelettale Dysgnathie) korrigiert werden. Dabei kann es sinnvoll sein, die kieferorthopädische Behandlung durch Expertinnen oder Experten etwa aus der Logopädie oder Physiotherapie begleiten zu lassen. 

Fehlstellungen beeinträchtigen die Zahngesundheit

Eine leichte Fehlstellung der Zähne muss nicht immer problematisch sein, ist sie jedoch stärker ausgeprägt, beeinträchtigt sie die Zahngesundheit. Zwischen eng stehenden Zähnen ist eine optimale Zahnreinigung und Mundhygiene oft nicht mehr möglich. Das kann zu Zahnfleischentzündung und Karies führen, das Risiko einer Parodontitis steigt. Gleichzeitig weisen Zähne bei Fehlbissen (Malokklusion) verstärkte Abnutzungserscheinungen auf, da die oberen und unteren Zähne nicht richtig aufeinanderpassen. Zahnfehlstellungen sind somit nicht nur ein ästhetischer, sondern auch ein medizinischer Grund für einen Besuch beim Kieferorthopäden. Mit den verschiedenen Möglichkeiten der Kieferorthopädie, etwa einer Zahnspange, lassen sich diese Fehlstellungen frühzeitig therapieren. 

Eine kieferorthopädische Behandlung schützt vor Kiefergelenksproblemen

Kiefergelenksprobleme, auch kraniomandibuläre Dysfunktion (CMD) genannt, können verschiedene Gründe haben, von den einige mithilfe einer kieferorthopädischen Behandlung behoben werden können. Etwa bei Zähneknirschen oder Zähnepressen, Zahnfehlstellungen oder veränderten Zahnkontakten kann die Kieferorthopädie Abhilfe schaffen. Zwar ist die CMD die häufigste chronische Schmerzerkrankung im Kiefer, die Symptome einer CMD sind jedoch oft nicht eindeutig zuzuordnen. Zum einen, weil Kiefer und Muskulatur in der Lage sind, viele Disharmonien und Unregelmäßigkeiten auszugleichen. Zum anderen, da Symptome wie Kopf-, Kiefer- und Nackenschmerzen, Reiben des Kiefers oder ein Tinnitus verschiedene Ursachen haben können. 

Kieferorthopädie als Vorbereitung für Zahnersatz

Ein Implantat oder eine andere Art von Zahnersatz muss eingesetzt werden, aber es hat nicht genug Platz? Oder aber ein angrenzender Zahn muss begradigt werden, um als Halter zu dienen? Auch dies können Gründe für eine kieferorthopädische Therapie sein. Die so genannte präprothetische Kieferorthopädie fördert ein optimales und langfristiges Endergebnis einer zahnmedizinischen Behandlung. Denn das Einsetzen eines Zahnersatzes, eines Implantats oder einer Brücke, wird durch Zahnfehlstellungen erschwert, in einigen Fällen gar verhindert. Dies betrifft nicht nur Erwachsene, sondern auch Jugendliche oder Kinder etwa bei Nichtanlage eines Zahns oder bei Zahnverlust nach einem Sturz. 

 

Quellen:

  • Das Gesundheitsportal medondo.health
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  • Ruf, S., Proff, P. and Lisson, J. (2021). [Health relevance of malocclusions and their treatment]. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz, [online] 64(8), pp.918–923. doi:https://doi.org/10.1007/s00103-021-03372-3.
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