
Wenn Zahnlücken zu Kieferproblemen führen
25. Februar 2025Zahnlücken oder fehlende Zähne sind sie auf den ersten Blick oftmals ein rein ästhetisches Anliegen. Doch unbehandelte Lücken können ernsthafte funktionale Probleme verursachen und die Lebensqualität negativ beeinträchtigen. Wann ist es unvermeidbar ist, eine Zahnlücke zu schließen.
Was führt zu Zahnverlust?
Der Verlust eines oder mehrerer Zähne im vollständig ausgebildeten Gebiss von Erwachsenen kann zahlreiche Ursachen haben. Häufig sind Erkrankungen wie Karies und Parodontitis verantwortlich. Parodontitis, eine entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates, wird durch eine unzureichende Mundhygiene begünstigt und kann besonders bei Menschen über 40 Jahren verantwortlich für Zahnverlust sein. Karies, der durch bakterielle Säuren hervorgerufen wird, schädigt den Zahnschmelz und das Dentin, was unbehandelt ebenfalls zum Verlust von Zähnen führen kann. Darüber hinaus beeinträchtigen Erkrankungen wie Diabetes und Osteoporose die Mundgesundheit, indem sie die Wundheilung verzögern und die Knochendichte verringern. Auch traumatische Ereignisse wie Stürze können zu Zahnverlust führen.
Wie hängen Zahnlücken mit Kiefergelenkproblemen zusammen?
Zähne sind in einem empfindlichen Gleichgewicht angeordnet und arbeiten zusammen, um die Nahrung bestmöglich zu zerkleinern. Wenn Zähne im Gebiss fehlen, kann dies die Funktion beeinträchtigen. Denn oftmals müssen die übrigen Zähne mehr Arbeit leisten, was zu einer Überbelastung der Kaumuskulatur führen kann. Die benachbarten Zähne können sich außerdem in die Lücke verschieben, was ein Ungleichgewicht im Biss hervorruft. Dieses Ungleichgewicht übt zusätzlichen Druck auf das Kiefergelenk (Temporomandibulargelenk) aus und verursacht Schmerzen oder Entzündungen im Kiefergelenk. Zudem kann die veränderte Bisskraft zu einer ungleichmäßigen Abnutzung der verbleibenden Zähne führen, was strukturelle Veränderungen im Kiefergelenk hervorrufen kann und die allgemeine Zahngesundheit negativ beeinträchtigt.
Diese Kiefergelenkprobleme sind in der Fachsprache als cranio-mandibuläre Dysfunktion (CMD) bekannt. Ein überbelastetes Kiefergelenk kann zu chronischen Beschwerden führen und sich durch verschiedenste Symptome äußern: Typisch sind neben Schmerzen im Kiefer und Kiefergelenk auch Kopfschmerzen, Nacken- und Schulterverspannungen, Einschränkungen beim Öffnen des Mundes und ein Reiben oder Knacken im Kiefergelenk.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Bei Kieferschmerzen ist der Besuch in einer zahnärztlichen oder kieferorthopädischen Praxis der erste Schritt. Neben der Untersuchung von Mund, Zähnen und Kiefer ist auch das Abtasten des Kiefergelenks und der umliegenden Muskulatur nützlich. Dabei werden die Beweglichkeit und Funktion des Kiefers geprüft. Bei Verdacht auf Probleme mit dem Kiefergelenk, wie z.B. einer craniomandibulären Dysfunktion (CMD), sollte zudem eine Funktionsanalyse durch einen spezialisierten Kieferorthopäden bzw. Kieferorthopädin oder Zahnarzt bzw. Zahnärztin durchgeführt werden.
Liegen die Kieferprobleme aufgrund von Zahnlücken vor, gibt es verschiedene Behandlungsansätze, um die Lücken zu schließen und Schmerzen zu lindern:
Abnehmbare Teil- oder Vollprothesen können Zahnlücken schließen und die normale Funktion des Gebisses wiederherstellen.
Festsitzende Brücken können über die angrenzenden Zähne befestigt werden, um die Lücke zu schließen und die Bisskraft gleichmäßig zu verteilen.
Zahnimplantate ersetzen die Wurzel eines fehlenden Zahns. Auf dem Implantat wird eine Krone befestigt. Sie tragen dazu bei, die natürliche Zahnstruktur und Funktion wiederherzustellen.
In einigen Fällen kann eine kieferorthopädische Behandlung beispielsweise mit einer Zahnspange oder einem Aligner erforderlich sein, um die Zähne neu auszurichten und den Biss zu korrigieren.
Physiotherapie und Muskelentspannungstechniken können helfen, die Kaumuskulatur zu entspannen und die Belastung des Kiefergelenks zu reduzieren.
Eine individuell angepasste Aufbissschiene kann nachts getragen werden, um das Kiefergelenk zu entlasten und in einer neutralen Position zu halten.
Anhaltende Kieferschmerzen nicht ignorieren
Kieferschmerzen erfordern eine gründliche Untersuchung, um eine genaue Diagnose zu stellen. Daher ist es wichtig, bei anhaltenden oder wiederkehrenden Beschwerden einen Zahnarzt bzw. Zahnärztin oder Kieferorthopäden bzw. Kieferorthopädin aufzusuchen. In der Regel sind die Ursachen behandelbar – und viele von ihnen sind durch eine gründliche tägliche Zahn- und Mundhygiene und regelmäßige Zahnarztbesuche vermeidbar. Es lohnt sich also, auf die eigene Mundgesundheit zu achten.
Quellen:
Das Gesundheitsportal medondo.health
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